Zum Wilden Mann


Ein Sammelsurium



Wer Erholung von der grandiosen, aber oft auch nervigen Großstadt Rom sucht, findet sie rasch in der unmittelbaren Umgebung. - Latium hat eine sehr abwechslungsreiche Landschaft. Vom Tyrrhenischen Meer über die charakteristischen Vulkanseen bis hinauf auf den 2.458 Meter hohen Monte Gorzano..
Unsere Reise führt uns von Rom rund um die ewige Stadt zuerst nach Norden, dann nach Osten, schließlich nach Süden. Historisch gesehen finden wir von der Megalith-Kultur über die vor-lateinischen Kulturen (Etrusker !)bis zur Neuzeit eine ebenso große Bandbreite wie in der Landschaft und Natur.


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1. Etappe : Lago di Bracciano


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Der Lago di Bracciano ist ein Vulkansee, er füllt eine ca. 9km breite Caldera.
Heiße Quellen in der Umgebung zeugen heute noch vom vulkanischen Ursprung.

Heute ist der See ein beliebtes Ausflugsziel mit mehreren Campingplätzen, Stränden und langen Strandpromenaden. Drei Städtchen liegen am Seeufer : Bracciano, Trevignano (Bild rechts unten)und Anguillara Sabazia (Bild links). Wegen ihrer malerischen Gebäude aus Mittelalter und Renaissance wurden sie häufig als Filmschauplätze ausgewählt. Bracciano war bereits zur Zeit der Etrusker bewohnt, wie die Nekropole "Colonnette" zeigt. Botanische Gärten und Eichenwälder machen die Umgebung rund um den See sehenswert.

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2. Etappe : Sutri


Erstmals begegnen wir in Sutri der Kultur der Etrusker. Lange vor Rom existierend, ist Sutri heute nur noch eine kleine Provinzstadt. Der Name leitet sich von dem etruskischen Gott Sutrinas ab, aus dem die Römer dann Saturn machten.
In der Stadt selbst sind der Hauptplatz und die romanische Krypta sehenswert. Die eigentliche Attraktion ist aber der archäologische Park.

Der archäologische Park umfasst 3 Attraktionen :
1. Das Amphitheater 2. Die in den Tuff-Felsen gebaute Kirche Madonna del Parto eine uralte Kultstätte, die zwischenzeitlich dem Mithras-Kult diente (noch keine Bilder) 3. Die Nekropole.
Das gut erhaltene Amphitheater ist komplett aus dem Tuffstein gegraben. Manche Forscher führen es schon auf die Etrusker zurück, die meisten sehen aber ein römisches Bauwerk in ihm. Deutlich zu erkennen sind die Zuschauerränge, die bis zu 9000 Zuschauer fassen konnten, der Gang mit mehreren Öffnungen, durch die die Tiere eingelassen wurden und die Arena.
Neben dem Amphitheater findet sich die etruskische Nekropole mit Kammer- und Nischengräbern, die zwischen dem 6. und 4. Jahrhundert v. Chr. datiert werden. (Bilder unten)



3. Etappe : Lago di Vico


Der Lago die Vico ist ein weiterer Vulkansee. Er gilt als sehr fischreich.
Das mit dichtem Schilf bewachsene Nordufer ist ein Paradies für Wasservögel wie Reiher, Wasserhuhn, Haubentaucher, Stockente, Schnatterente, die durch den Status des Sees als Naturreservat geschützt sind. Es gibt in den See hineinragende, frei zugängliche Beobachtungsstationen, wo man die Vögel beobachten kann, ohne sie zu stören (3. Foto).

Bereits in der Antike wurde vermutlich von den Etruskern ein unterirdischer Kanal gebaut, um den Wasserspiegel zwecks Landgewinnung abzusenken. Es finden sich vor allem Edelkastanien-Haine mit uralten Bäumen und Haselnussplantagen.



4. Etappe : Tarquinia


Einer der wichtigsten Standorte der Etrusker. Die Fresken in den Grabstätten, die Sarkophage und die Kunstschätze - Vasen, Juwelen, Statuen - aus den Ausgrabungen in Tarquinia sind unter den schönsten dieser Kultur.
Im Mittelalter erlebte Tarquinia eine zweite goldene Zeit. Das Rathaus aus dem 13. Jahrhundert, die Stadtmauer und zahlreiche Kirchen bieten noch heute ein malerisches Bild.

Die etruskischen Stätten gehören seit 2004 zum UNESCO-Welterbe. Bevor wir sie besuchen, verschaffen wir uns einen ersten Einblick in dem gleich am Eingang zur Altstadt gelegenen wunderbaren Museo Nazionale Tarquiniense.
Die geflügelten Pferde schmückten einst den Giebel eines Tempels. Wahrscheinlich haben sie den Wagen des Sonnengottes gezogen. Noch heute hat man den Eindruck, sie würden jeden Augenblick aus ihrem Sockel springen (Bilder oben und links).

Die quadratischen mittelalterlichen Geschlechtertürme, Verteidigungsbauten der führenden städtischen Familien, prägen die Silhouette der Stadt. Zahlreiche Kirchen aus dem Hochmittelalter laden zur Besichtigung ein.
Der Palazzo Comunale (Rathaus) im romanischen Stil stammt aus dem 13. Jahrhundert. (6 Bilder unten).

Die nördliche Hälfte von Latium war Teil des Gebiets der Etrusker, deren Existenz in diesem Gebiet zwischen 800 und 100 v. Chr. belegt ist, wie die benachbarten Regionen Toskana und Umbrien auch. Über die Herkunft der Etrusker gibt es unterschiedliche Meinungen, die einen sehen sie als vor-lateinisches indigenes Volk, wie z.B. die Volsker, die anderen sehen sie als Einwanderer aus Kleinasien.Ebenso unvollständig ist die Entschlüsselung ihrer Sprache. Tatsache ist aber, dass sie eine hochentwickelte, in vielen Hinsichten recht moderne Kultur hatten. Landwirtschaft und vor allem Handel hatten die Etrusken reich gemacht und ihre Baukunst war auf einem hohen technischen Stand. Sie erfanden den Bogen mit Schlussstein, eine Struktur, die sehr viel stabiler als Säule und Tragbalken ist und den Ägyptern und Griechen unbekannt war. Und sie waren echte Lebensgenießer! Kunst, Sport, Tanz, gutes Essen und Trinken waren bei ihnen hoch in Kurs. Unter den Nachbarn galten sie auch als eitel und sehr modebewusst. Sich wie die Etrusker kleiden bedeutete so etwas wie heute "chic wie in Paris".

Die erste Bestattungsmethode der Etrusker war viel simpler als die großen, schön bemalten unterirdischen Grabkammern, die dieses Volk berühmt gemacht haben (Bilder unten). Die Leiche wurde in fötaler Stellung in eine große Vase aus Stein gesteckt und mit einem schweren Deckel verschlossen. Das Resultat ist ein kurioser "Steinpilz" (Bild rechts).

Ende Dezember bis 6.Januar werden große Teile der Altstadt in eine Presepio vivente (= Lebende Krippe) umgewandelt. Am Nachmittag zieht eine bunte Schar von römischen Zenturionen, Kamelreitern, darunter die Heiligen Drei Könige, Marketenderinnen und Ochsentreibern durch die Hauptstrasse.

Abends begegnet man in den dunklen Gassen ohne elektrisches Licht Bettlern, Gauklern, Händlern, Leprakranken, Büßern und altem Handwerk. In schummrigen Schänken kann man sich laben und am Ende führt der Weg zu einem Stall mit Maria und dem Jesuskind.
Bilder rechts und unten.



5. Etappe : Caprarola


Die Villa Farnese in Caprarola wurde um 1550 von einem Kardinal Farnese in Auftrag gegeben.
Ebenso beeindruckend wie das Innere mit seinen gewaltigen Treppen sind die Gärten mit ihren Wasserspielen und überlebensgroßen Statuen.



6. Etappe : Viterbo


Obwohl vermutlich eine etruskische Gründung, erlangte Viterbo erst im Mittelalter einige Bedeutung, vor allem als Sitz der Päpste zwischen 1145 und 1281, als diese in der gut befestigten Stadt Zuflucht vor den Bürgerrevolten in Rom suchten.
Aus der Zeit des Mittelalters haben sich viele Paläste, Kirchen und Brunnen erhalten.

Der Palazzo dei Papi (Papstpalast) , der Palazzo Comunale mit seinem schönen Innenhof und die Fontana Grande zählen zu den Hauptsehenswürdigeiten.


Das mittelalterliche Quartiere San Pellegrino gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe.


Der Palazzo Farnese und die Cattedrale di San Lorenzo bieten besonders in der Dämmerung ein malerisches Bild.

Berühmt ist Viterbo durch das längste Konklave (Papstwahl)der Kirchengeschichte. Es begann 1268 und dauerte 1005 Tage. Die Kardinäle, in unversöhnliche politische Lager gespalten, konnten sich nicht einigen, selbst nachdem die erzürnten Bürger der Stadt, die den aufwendigen Lebensstil der Kirchenfürsten während des Konklaves zu finanzieren hatten, diese bei Brot und Wasser einsperrten (Übrigens ein Rat des Franziskaners Bonaventura).
Erst als die Stadtregierung das Dach des Versammlungsraumes im Palazzo dei Papi abdecken ließ und der Regen ungehindert hereinströmte, einigte man sich schließlich.
Pfiffig war die Begründung der Bürger für das Abdecken : 'Der Heilige Geist möge ungehinderten Zutritt in die Versammlung haben'. Wie man sieht, wurde das Dach später wieder errichtet.



7. Etappe : Nähe Viterbo A : Villa Lante


Die Villa Lante liegt in Bagnaia, einem Örtchen in der Nähe von Viterbo, dessen Namen von den Thermalquellen (bagno = Bad) herrührt. Er hat einen sehenswerten mittelalterlichen Ortskern (Bild 1 u. 2), die eigentliche Attraktion aber ist die Villa Lante, einer der berühmtesten Gärten Italiens.
Er wurde 1511 bis 1566 im Auftrag des Kardinals Giovanni Francesco Gambara im manieristischen Stil erbaut. Der Besuch beginnt mit dem Pegasusbrunnen (Bild 3).

Die im manieristischen Stil angelegte, sanft ansteigende Gartenanlage weist zahlreiche, ineinander überfließende Wasserspiele auf. Der Krebs, Wappentier der Gambara, ist ornamental an vielen Stellen eingesetzt.
Die Villa selbst besteht aus zwei parallel angeordneten Palazetti (nicht zu besichtigen).



7. Etappe : Nähe Viterbo B : Abbazia di San Martino al Cimino


Das Städtchen zwischen Viterbo und dem Vicosee ist aus zwei Gründen sehenswert: wegen einer Abtei und einer Frau.

Die Zisterzienserabtei ist eine der schönsten Italiens. Eine Besonderheit ihrer Architektur ist das große Fenster in der Fassade: anders als in den meisten gotischen Kirchen ist das Fenster nicht rund sondern spitzbogenförmig und fast so breit wie die ganze Fassade.
Die Ursprünge der Kirche reichen bis ins Jahr 836 zurück. Um die Kirche entwickelte sich ein Benediktinerkonvent, welcher später von dem Zisterzienserorden übernommen wurde. Die heute sichtbare Kirche enstand um 1225.

Die Frau war Olimpia Maidalchini, geboren in Viterbo und Ehefrau eines römischen Adligen, dessen Bruder später Papst Innozenz X wurde. Olimpia war sehr ehrgeizig und gerne bereit, ihren sozialen Stand mit Pomp und Pracht der Welt zu zeigen. Sie wollte einen Sommerpalast in der Nähe ihrer Heimatstadt haben und ließ ihn in San Martino erbauen. Mit dem Projekt beauftragte sie Francesco Borromini, den berühmten Architekten des römischen Barocks. Aber Olimpia war auch sparsam und ließ den Palast mit den Bauabfällen der Restaurierung ihrer römischen Residenz, Palazzo Doria Pamphili bauen. Den Architekten und Maurern, die in San Martino für sie tätig waren, gab Donna Olimpia die Erlaubnis, ihre eigenen Häuser rund um den Palast zu bauen. Dies wurde strikt nach einem geometrischen Plan ausgeführt.
Somit ist San Martino eines der ersten europäischen Beispiele einer nach Blaupause erbauten Stadt.



7. Etappe : Nähe Viterbo C : Norchia


Norchia ist eine weitere etruskische Nekropole, die wiederum einen gänzlich anderen Charakter als Tarquinia oder Sutri aufweist. Sie liegt an den Steilhängen von kleinen Tälern, die einige Bäche in das Tuffstein-Plateau gegraben haben.
Die sichtbaren Würfelgräber, zum Teil mit Scheintüren, sind nicht die eigentlichen Beisetzungsstätten. Letztere sind noch teilweise als in den Hügel gegrabene Stollen sichtbar (2.Bild links). Erstere dienten wohl als Treffpunkt der Trauernden und als Denkmäler für die Verstorbenen.



7. Etappe : Nähe Viterbo D : Vitorchiano


Vitorchiano ist ein Städchen am Fuß der Cimini-Berge. Es liegt auf steil abfallenden Tuff-Felsen vulkanischen Ursprungs inmitten von steinpilzreichen Eichenwäldern.
Hier haben sich auch Bewohner der Osterinsel niedergelassen und einen der berühmten Moai errichtet. Das Material dazu - Tuff - ähnelt dem Tuffgestein der Osterinsel.



8. Etappe : Bagnoregio



Die Civita di Bagnoregio "Das sterbende Dorf" wurde bei einem Erdbeben durch einen Felssturz vom heute größeren Teil des Ortes abgetrennt. Der Weg ins Dorf wurde sehr mühsam, da es mit dem Auto nicht erreichbar ist. Dies führte zum Wegzug der meisten Bewohner.

Heute allerdings hat sich Bagnioregio durch seine malerische Lage zum Touristenmagnet ersten Ranges entwickelt.
Dazu trägt sicher auch der Blick auf die "Calanchi", einer Erosionslandschaft mit steilen Erdfurchen, bei.
Zu besichtigen gibt es neben den mittelalterlichen Stadttoren, der Kirche, den malerischen Gässchen auch eine alte Ölmühle.
Zur Weihnachtszeit gibt es auch hier eine Presepe Vivente (Lebende Krippe).



9. Etappe : Bomarzo


In der Nähe des Städtchens Bomarzo ließ Fürst Vicino Orsini 1547 den "Park der Monster" oder "Heiliger Wald" genannten manieristischen Garten errichten.
Bis heute wird über die Intention des Fürsten gerätselt, auch seine eigenen Erklärungen und noch weniger die im Park angebrachten Inschriften sind eindeutig zu interpretieren.
So bleibt auch heute eine geheimnisvolle, fast pessimistische Aura in dem an mythologischen Figuren reichen Park. Klar scheint nur zu sein, dass Orsini seine Gäste nicht mit grandiosen Wasserspielen und Blumenpracht beeindrucken wollte, wie Kardinal Gambara mit der Villa Lante oder Kardinal d'Este mit der gleichnamigen Villa in Tivoli, sondern sie verwirren, zum Nachdenken bewegen, vielleicht erschrecken oder schaudern lassen.
Lange wurde der Garten vergessen und erst Mitte des 20. Jahrhunderts wiederentdeckt. Salvador Dali war unter den ersten Besuchern und ließ sich dort inspirieren.

Bild 1 : Durch das Maul des Orkus gelangt man ins Innere, wo sich ein aus dem Stein gemeißelter Picknick-Tisch findet, eines der vielen verwirrenden Details.
Bild 2 bis 5 : Echidna, die Schlangenfrau aus der griechischen Mythologie, eine schlafende Nymphe, Neptun und ein fröhlich mit seinem Kind spielender Drache sind weitere Skulpturen.

Herkules, der einen Giganten zerreißt, das schiefe Haus, in dem man nicht lange verweilen kann, ohne schwindelig zu werden, die Göttin Ceres, der Elefant, der einen römischen Legionär zertrampelt - wohl an Hannibal angelehnt - gehören ebenfalls zu den Attraktionen des Parks. Die letzten 2 Bilder zeigen Proteus oder Glaukos und eine Sphinx.